Zu
ihrem 18. Geburtstag wünschten sie sich eine Schönheitsoperation.
Wochenlang bearbeiteten sie ihre Eltern: Moderne Mädchen müssten
einen perfekten Körper haben, vor allem einen eindrucksvollen Busen.
In einer Zeitschrift hatten sie sogar einen Artikel gefunden, der
ihre Behauptung wissenschaftlich-statistisch untermauerte. Zwischen
Busengröße und -form von jungen Frauen und ihren
Arbeitsmarktaussichten bestünde eine Korrelation … oder wie das
hieß. Dies erkläre ihre bisher erfolglos gebliebenen
Bewerbungsgespräche!
Das
Argument, so leichter Männer zu finden, hatten Sally und Luise schon
vorher aufgeben müssen. „Wenn er dich wirklich liebt, dann nimmt
er dich auch so.“ Das hatten beide Mütter unisono geantwortet. Der
Tochter, deren Brüste übermächtig schwer waren, und der, die ihre
BHs mit Kissen und Einlagen ausstopfte.
Ja,
wäre es um den fünfzehnten Geburtstag gegangen! Da hätte sich die
Story von der parallelen Brustvergrößerung beziehungsweise
–verkleinerung an die Medien verkaufen lassen. Vielleicht wäre
nach den Operationen vom Erlös sogar noch etwas übrig geblieben. So
aber lag die veranschlagte Kostensumme weit außerhalb der
elterlichen wie die gewünschte Körperform außerhalb der
jugendlichen Möglichkeiten. Sally und Luise mit ihren achtzehn
Jahren waren einfach zu alt. Ihnen blieb nur der Weg zum
Psychotherapeuten.
„Sie
müssen lernen sich anzunehmen. Und das können Sie, wenn Sie von
anderen angenommen werden. Unternehmen Sie etwas, um mit Ihrem Körper
klar zu kommen – in der Form, die er nun einmal hat …“
Dr.
Schilly gelang es, die beiden umzustimmen. Nicht vor einem heimlichen
Vertrauten, nein, unheimlich öffentlich würden sie die Makel ihrer
Körperlichkeit preisgeben. Das würde ihr Selbstvertrauen festigen
und damit ihr Selbstwertgefühl enorm steigern.
Schilly
besaß ein bedeutendes Aktienpaket an „tele 007“. So war er
frühzeitig über das „Zoo“-Projekt informiert, gehörte zur
Jury, die die Kandidaten auswählte. Ruhig erläuterte er den Mädchen
die Regeln des Dauerspiels: „Haben Sie schon einmal bekleidete
Zootiere gesehen? … Sehen Sie! Absolute Nacktheit und Offenheit ist
da die Norm.
Unsere
„Zoo“-Kandidaten überschreiben den Veranstaltern die Ansprüche
aus der Verwertung des Filmmaterials. Sie verzichten auf Freiraum
innerhalb des Zoogeländes, dürfen dort aus beliebiger Position und
zu jedem Zeitpunkt gefilmt werden. Sie verpflichten sich, keine
zeugungsbeeinflussenden Mittel zu verwenden. Dafür nehmen sie aktiv
am Wettbewerb um das Paar mit dem ersten im Zoo gezeugten Baby teil.
Den Eltern dieses Babys sind nach Verlassen des Zoos Arbeitsplätze
nach freier Wahl zum doppelten Durchschnittsgehalt garantiert. Jede
Schwangerschaft wird mit einer lebenslangen Rente belohnt. Aber Sie
brauchen natürlich nicht schwanger zu werden, wenn Sie keinen
geeigneten Partner finden. Ich hielte das nur für eine besondere
Chance für Sie.“
Wochen
vor Eröffnung waren die Tageskarten für Gelegenheitsbesucher
bereits ausverkauft gewesen. Jetzt regulierte ein Dutzend Ordner den
Fußgängerverkehr auf den verglasten Zuschauerwegen, die bekleidet
benutzt werden durften.
Das
007-Wettbüro nahm Wetten auf die ersten Schwangerschaften,
Entbindungen und natürlich das Siegerpaar entgegen. Anfangs war
alles sehr übersichtlich, denn als Startbesatzung waren nur Männer
zugelassen, sämtliche Paare fanden also unter Beobachtung des
Vor-Ort- und Fernsehpublikums zusammen, und die Namen der
hinzugewählten Mädchen wurden schnell bekannt. Die Fans versuchten,
bei der „Wette der Woche“ zu erraten, auf welchen Körperteil
welchen Teilnehmers der Name welcher Firma aufgedruckt würde. Das
wurde öffentlich ausgelost. An Werbung interessierte Firmen
bezahlten die Lose, die täglich in die Firmentrommel kamen. Das
Konzept von „tele 007“ ging auf. Der Sender war die Schlagzeile
schlechthin. ...
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