Auch
die Frauen müssen wollen, ob sie wollen oder nicht …
Was
hatte sich Vögmann alles anhören müssen! Im Vorstand saßen fast
nur Männer und Männer waren stets darauf aus, beim Sex ihre
Männlichkeit vorzuführen. Lieber halfen sie heimlich mit Chemie
nach, als sich niederhängend zu blamieren. Doch was es da an Mitteln
gab, hatten andere patentiert. Da konnte man nur hinterherhinken.
Aber so dachten die Typen eben.
Dabei
… die Pille zur Maximierung weiblicher Lust wäre doch eine
wissenschaftliche Spitzenleistung gewesen. Doch war sie für den
Konzern zum Reinfall geworden und er, der alte Forscherhase, zum
Blitzableiter für Yuppiefrust. Er hätte es doch wissen müssen,
zogen sie ihn auf: Entweder waren die Frauen wirklich bereit – dann
brauchten sie keine Pillen – oder sie wollten nicht, dann wollten
sie eben auch so eine Pille nicht. Ihre Gedanken müsse man(n) vorher
auf den Intimbereich richten, möglichst unauffällig, ja, am besten
ohne weibliches Wissen und Mitwirkung. Und dann feixten sie, als wäre
er der Einzige, den man im Vorstand nicht ernst zu nehmen brauchte.
Was
hatte Vögmann nicht alles unternommen. Er hatte seine Konten schon
im Speicher des Locus, also des Local cultural Systems, was früher
mal das Arbeitsamt gewesen war, abschmelzen sehen, bis er seine
Frührente hätte beziehen dürfen. Aber da hatten sich diese
Berufsjugendlichen verrechnet. Vögmann hatte lange nach passenden
Partnern gesucht, und er hatte welche gefunden. Menschenflöhe
(pulices irritans)! Diesen Tieren hatte die Natur einen Sinn
mitgegeben für die zum Einstich geeigneten Körperstellen und einen
Injektionsstoff gegen Blutgerinnung. Nur verursachte ihr Stich ein
zum Kratzen schlimmes Jucken. Das schrie nach Forschung: Dieses
Jucken, also, dieses Jucken musste sich doch wohl in ein lüsternes,
wohliges Kribbeln verwandeln lassen, oder?
Ein
paar genetische Veränderungen an den Flöhen blieben noch zu finden.
Wie regte das männliche Forscherhirn die Vorstellung an, den Flöhen
könnte der Vaginalbereich als bester Einstichort erscheinen! War das
kein wichtiges Ziel? Vor allem eines, das dem Konzern einen kaum
erschlossenen Markt eröffnete? Ob sich das nun die Frauen selbst
antäten, um sich auf den Männerempfang vorzubereiten, oder ob die
Männer die süßen Beißer auf die Frauen ansetzten, war doch für
den Umsatz egal. Hauptsache, die Flöhe vermehrten sich nirgendwo
anders als in den eigenen Produktionshallen. Die dafür nötige
Technologie gab es längst.
Welch
Erfolg: Erste Testflöhe spritzten ihren Wirtsfrauen einen
Botenstoff, unter dessen Einwirkung den Probandinnen Liebessäfte
sprudelten, dass es ein reines Badevergnügen war.
Das
eröffnete einen Wettbewerb um den passenden Namen für die neuen
Geschöpfe. Allein das Wort „Floh“ löste ja schon ein
unangenehmes Jucken aus! So konnte man die versoffenen kleinen
G-Punkt-Kenner wirklich nicht nennen, wenn sie jemand kaufen sollte.
Aber „Lustos®“, ja, das klang gut. Dagegen konnte niemand etwas
haben.
Vögmanns
Team irrte. Maria hatte etwas dagegen. Maria hasste inzwischen das
ganze Forschungsprojekt. Ihr heimlicher Geliebter Angelo war einer
testgebissenen weiblichen Probandinnengruppe in die entfesselten
Kräfte geraten – ein Anfall-Unfall. Man hatte die Damen zwar
mühsam von Angelos Männlichkeit lösen können, doch die war nun
durch nichts und niemanden wieder aufzurichten. Der ehemals tolle
Liebhaber wollte das nicht eingestehen, sich nicht und der kaum
lustosbedürftigen Maria gegenüber schon gar nicht. Immer „gerade
jetzt“ wollte er angeblich gerade nicht, dabei war doch der
Zusammenhang ganz offensichtlich.
In
einem ersten Anflug von Hass hatte Maria die „Höllenflöhe“
umbringen wollen. Aber ein richtiger Skandal wäre sicher besser. Er
würde das Projekt bestimmt platzen lassen. Oder aber, auch das
lohnte den Einsatz, er beflügelte den Absatz, und dann konnte sie ja
verkünden, dass es ihre Idee gewesen war.
Erst
die Lustos der letzten Entwicklungsstufe mussten sich dann in ihrer
Fortpflanzung steuern lassen. Das war Bedingung für ihre Marktreife.
Terminatorflöhe, damit zu jedem Einsatz neue gekauft werden mussten.
Die aktuelle Lustflohreihe vermehrte sich aber noch ungebremst
hemmungslos. Maria brauchte deshalb nur wenige Exemplare aus dem
Forschungsbereich zu schmuggeln, um sie in einem Brutkasten mit
Speziallösung zu einer gewaltigen Lustoskugel aufquellen zu lassen. ...
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